Führung 4.0

Die Wahrnehmung von Leitungs- und Führungsverantwortung setzt eine ganze Reihe von Fähigkeiten voraus: neben fachlichen Kenntnissen (sog. Hard Skills), die oft branchenabhängig sind, auch persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten (sog. Soft Skills).

Die Unterscheidung von „harten“ und „weichen“ Fähigkeiten stammt ursprünglich aus der US Army (Anfang 1970er Jahre) und sollte das Wissen, das auf „harten“ Fakten beruht und deshalb „hart“ und greifbar ist, trennen von dem, was nicht wirklich ein Wissen zu sein schien, sondern etwas „Weiches“, Diffuses, schwer Greifbares: alles, was irgendwie mit dem Menschen zu tun hat.

Mittlerweile ist immer deutlicher geworden, dass die sogenannten „weichen“ Fähigkeiten durchaus harte Züge haben, schließlich ist das Führen anderer Menschen oft alles andere als einfach – wie auch das „Führen“ der eigenen Personen, die Selbstorganisation.

Genau an diesen Schnittstellen entscheidet sich, ob Führung gelingt. Ob man nur branchenspezifisches Fachwissen hat oder sich und andere gut führen kann.

 

Zu führen setzt voraus, die Situation korrekt zu analysieren, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidungen angemessen zu kommunizieren.

Dieser Prozess wird immer schwieriger, oft sogar unmöglich durch die immer höhere Geschwindigkeit, die hervorgerufen wird durch eine immer schnellere technische Entwicklung, einen immer schnelleren Informationsfluss, den damit verbundenen galoppierenden Wissenszuwachs, die wachsende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz und neue agile und dezentrale Strukturen.

Dies alles wird zusammengefasst unter dem Stichwort „Digitalisierung“. Ein gefährliches Wort, weil es suggeriert, dass die aktuellen Veränderungen und Disruptionen nur ein technisches Geschehen sind. Sie sind aber mehr, weil sie alle Lebens- und Arbeitsbereiche betreffen. Führung 4.0 ist mehr und braucht mehr.

 

Eine Führungskraft, die im Sinne der „Führung 4.0“ arbeitet, …

  • … ist in der Lage, mit der immer schnelleren Geschwindigkeit und der stetig ansteigenden Komplexität umzugehen und trotzdem zu guten und nachhaltigen Entscheidungen zu kommen.
  • … kann Entscheidungen gut kommunizieren und nimmt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit.
  • … besitzt als Führungspersönlichkeit eine eigene Haltung und einen eigenen Wertekanon, der ethische Entscheidungen vor sich und anderen rechtfertigen kann, und Halt und Orientierung gibt („ethical leadership“).