Vor einigen Jahren las ich die autobiographischen Aufzeichnungen des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss. Hier erzählte Höss eher beiläufig, dass die Nazis damals in Polen und anderen Ostgebieten massiv das Gerücht streuten, dass Impfen gesundheitsschädlich sei, um auf diese Weise die dortigen Bevölkerungen anfälliger für Krankheiten zu machen und so zu dezimieren.
Diese Episode fiel mir schon damals auf und kommt mir gerade in diesen Monaten immer wieder in den Sinn – zumal die Parolen, die damals in Osteuropa von den Nazis verbreitet wurden, heute wieder zu hören sind: Impfen ist gesundheitsschädlich, macht unfruchtbar, die Langzeitfolgen sind nicht absehbar usw.
Nicht, dass das Impfen bei den Nazis selbst völlig unumstritten gewesen wäre: Heinrich Himmler lehnte das Impfen als „widernatürlich“ ab, Julius Streicher vermutete einen jüdischen Versuch, die Welt zu vergiften. Offizielle Politik der Nazis in Deutschland war jedoch, massiv für das Impfen zu werben, um die Wehrfähigkeit des Reichs zu erhalten.
Ich will nicht unterstellen, dass heutige Impfkritiker den Nazis nahestehen. Was mir allerdings auffällt, sind die Argumentationsmuster, die wieder auftauchen.
Seitdem es das Impfen gibt, gibt es Gegner und Kritiker. Seit etwas über 200 Jahren wird geimpft (erstmals 1796 gegen die Pocken), die Kritik war eigentlich immer die gleiche: ein illegitimer Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, nicht absehbare Langzeitfolgen, Sexualkrankheiten („Syphilisierung“, Unfruchtbarkeit), gewollte Vergiftung durch einen geheimen Feind (damals die Juden, heute Bill Gates).
Auf der anderen Seite stehen die erfolgreiche Bekämpfung diverser Krankheiten, die als ausgerottet gelten (Pocken) oder stark eingeschränkt wurden (Kinderlähmung, Masern, Pest, Cholera, Tuberkulose, Diphterie usw.).
Unterm Strich muss man sagen, dass die Geschichte des Impfens eine Erfolgsgeschichte ist, die vielen Millionen Menschen das Leben gerettet hat – und dessen Nichtbeachtung bis heute viele Leben kostet. Jedes Jahr sterben laut Angaben von UNICEF noch immer alleine 3 Millionen Kinder ungeimpft an Krankheiten, gegen die ein Impfstoff verfügbar wäre.
Die Geschichte des Impfens und die Geschichte ihrer Gegnerschaft muss man kennen, um die aktuelle Situation einschätzen zu können.
Durch diese Geschichte werden zwei Dinge deutlich: es hat schon immer Kritik gegeben und sie war noch nie faktenbasiert. Auffällig ist zudem, dass der Anteil der Bevölkerung, die dem Impfen sehr skeptisch gegenübersteht, in den deutschsprachigen Ländern deutlich höher ist als in den anderen Ländern.
Impfen?
Was bedeutet das nun für die heutige Situation im Umgang mit Covid 19? Wie ist das Impfen zu beurteilen? Kann und darf man zum Impfen verpflichten?
Die Corona-Pandemie ist gerade in Deutschland datenmäßig sehr schlecht erfasst. Weder gibt es Daten, welche staatlichen Maßnahmen welche Wirkungen erzielten, noch gibt es genaue Daten, wo man sich eigentlich genau mit dem Corona-Virus infiziert. Dieses Defizit hat seine Ursachen in einer kaum vorhandenen Digitalisierung der Behörden (Stichwort Fax-Gerät) und in einem schlechten Krisenmanagement der Regierung.
Die Daten- und entsprechend die Faktenlage ist also ausgesprochen schlecht. In einer Sache aber ist die Datenlage eindeutig: beim Impfen.
Die Viruslast eines Nicht-Geimpften ist höher als bei einem Geimpften. Geimpfte können sich infizieren, aber deutlich seltener. Geimpfte können auch auf der Intensiv-Station landen, aber deutlich seltener.
Wenn eine Gruppe von 20% der Bevölkerung 80% der mit Covid-Patienten belegten Intensivbetten belegt, dann spricht das eine deutliche Sprache. Wenn die deutschen Regionen mit niedrigen Impfquoten deutlich höhere Infektionszahlen haben, spricht das ebenfalls eine deutliche Sprache.
So liegt in diesen Tagen in Sachsen beispielsweise die Inzidenz bei Geimpften bei 64. Die der Ungeimpften bei 1823. Das Risiko, an Corona zu sterben, ist ohne Impfung 32x wahrscheinlicher.
Hier liegt bereits ein schwerer und fahrlässiger Fehler in der Kommunikation vor, wenn einzelne Politiker oder sonstige Personen es für das Infektionsgeschehen als gleichgültig bezeichnen, ob viele Menschen geimpft sind oder nicht. Der Einfluss auf das Pandemiegeschehen ist eindeutig.
Freiheit?
Die persönliche Freiheit, über sein Leben zu entscheiden, ist ein hohes Gut. Das entsprechend oft von Impfgegnern zitiert wird. Anders als oft behauptet, betrifft die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, jedoch nicht nur die Person selbst.
Spätestens die Verschiebung von Operationen in den Krankenhäusern durch die starke Zunahme von Covid-19-Patienten macht dies deutlich. Das Entscheidende hierbei ist die Möglichkeit, das Virus weiterzugeben und damit indirekt auch Leute in Gefahr zu bringen, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind. Diese Möglichkeit gibt es zwar auch bei Geimpften, aber sie ist deutlich geringer – für die Ausbreitung des Virus entscheidend geringer.
Durch die Gefährdung anderer ist die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, nicht nur eine persönliche Entscheidung. Und hieraus ergibt sich auch eine moralische Verpflichtung, sich impfen zu lassen.
Der Hinweis auf die persönliche Freiheit verfängt nicht, da die Freiheit des einen da aufhört, wo die des anderen betroffen ist. Die Freiheit ist kein absolutes Recht – sonst würde es keine Gesetze geben, die als Gesetze immer darauf abheben, persönliche Freiheit einzuschränken, um ein gesellschaftliches Zusammenleben zu ermöglichen.
Um die Gefährdung anderer zu vermeiden und durch das faktisch nicht vorhandene persönliche Risiko einer Impfung besteht eine moralische Verpflichtung sich impfen zu lassen. Entsprechend sollte diese moralische Verpflichtung auch als solche dargestellt werden. Es ist nicht gleichgültig, ob sich jemand impfen lässt, sondern es hat gesellschaftliche Konsequenzen. Dies gilt es auch zu benennen.
Es gilt aber auch: eine moralische Verpflichtung ist eine Selbstverpflichtung, keine Pflicht, die von außen durchzusetzen ist. Ist eine Impfpflicht legitim?
Impfpflicht?
Ganz offensichtlich ist das Impfen ein wirksames Mittel, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Die ethische Frage, ob sich daraus eine Impfplicht ergeben kann, ist abhängig von 3 Kategorien:
- Gibt es eine Notlage, die eine solche Pflicht rechtfertigt?
- Wenn ja, gibt es eine Alternative, diese Notlage zu verhindern?
- Besteht ein persönliches Risiko?
Zu 1.) Hier in den Niederlanden und in den Teilen Deutschlands mit hohen Inzidenzzahlen müssen die Krankenhäuser bereits Operationen verschieben. Triagen sind in Österreich angekündigt. Das Verheerende ist, dass bereits ein Corona-Patient mehrere andere Operationen verhindert, da seine Liegezeit deutlich länger ist als die eines durchschnittlichen anderen Patienten, der operiert wurde. Heißt: ein Corona-Patient verhindert 3 andere Operationen.
Angesichts der sich auf den Intensivstationen verschärfenden Situation kann man von einer sich anbahnenden Notlage sprechen, die systemimmanent (mehr Betten, mehr Operationen) nicht auf die Schnelle lösbar ist. Möglicherweise wäre diese Situation durch frühere Investitionen im Gesundheitswesen vermeidbar gewesen. Aber zum einen kann man ein Gesundheitswesen nicht konstant auf eine Pandemiesituation ausrichten und zum anderen ändert das nichts an der aktuellen Situation. Und nur die zählt.
Zu 2.) Der Staat greift in das Infektionsgeschehen ein, indem er die Kontaktmöglichkeiten von Infizierten verringert. Dies tut er durch einen mehr oder weniger vollständigen Lock-Down. Nun hat sich der Lock-Down als ein sehr zweischneidiges Instrument erwiesen, das viele negative Folgen hat, die ökonomischer, sozialer und psychischer Natur sind. Einige Länder gehen dazu über, derartige Maßnahmen nur für Nicht-Geimpfte zu verhängen, andere – wie die Niederlande – führen einen mehrwöchigen „Teil-Lockdown“ für alle durch.
Nun muss eine ethische Güter-Abwägung stattfinden: Lockdown oder Impfen? Was ist das kleinere Übel? Ist es berechtigt, eine ganze Gesellschaft lahmzulegen, weil eine Minderheit sich weigert, sich zu impfen? Ist es berechtigt, jemanden, der sich nicht impfen lassen will, vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen?
Zu 3.) Impfgegner sprechen oft von einem hohen persönlichen Risiko, das mit einer Impfung verbunden ist. Sicher gibt es Nebenwirkungen und gibt es (wenige) Menschen, denen aus medizinischen Gründen von einer Impfung abzuraten ist.
Das persönliche Risiko bei einer Impfung ist als äußerst gering bis faktisch kaum vorhanden einzuschätzen. Zum einen hat der Impfstoff eine reguläre Testphase durchlaufen. Dass diese deutlich schneller war als sonst üblich hat nichts mit mangelnder Sorgfalt oder aufgeweichten Kriterien zu tun, sondern damit, dass aufgrund der einmalig hohen Finanzmittel viele Schritte und Testkapazitäten beschleunigt werden konnten. Zum anderen kann ein Impfstoff keine negativen Langzeitfolgen haben. Er hat evtl. Nebenwirkungen, die in den ersten Tagen auftreten (v.a. Thrombose bei Astra-Zeneca). Er kann aber keine Langzeitfolgen haben, die erst nach längerer Zeit auftreten. Da mittlerweile 7 Milliarden Impfungen verteilt wurden, dürften Nebenwirkungen bekannt sein. Neu entstehende Langzeitfolgen sind schon deshalb nicht möglich, weil der Impfstoff nach wenigen Tagen nicht mehr im Körper ist.
Ein realistisches persönliches Risiko durch die Impfung besteht also nicht.
Zusammenfassung
Ich bin kein Mediziner, ich bin Philosoph.
Ich muss mich auf die Informationen verlassen, die ich bekomme, die ich allerdings auch auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüfen kann.
Wenn die Situation so ist, wie die Medien es beschreiben und wie es auch Bekannte von mir beschreiben, die im medizinischen Bereich tätig sind, dass die Situation in den Krankenhäusern sich verschlimmert und notwendige Operationen verschoben werden müssen,
wenn es so ist, dass sich in der Bekämpfung der Pandemie kein anderes Werkzeug als so effektiv herausgestellt hat wie die Impfung (etwa gegenüber dem Lockdown und seinen Schäden),
wenn es so ist, dass bei einer Impfung faktisch kein persönliches Risiko für den Geimpften vorhanden ist,
dann ist auch aus ethischer Sicht eine staatliche Impfpflicht zu rechtfertigen, wie es sie immer wieder gegeben hat und auch heute gibt (etwa bei Reisen).
Diese Impfpflicht kann sich auf eingegrenzte Berufe oder Personen beschränken, die besonders gefährdet sind oder andere gefährden, wäre aber je nach Notlage auch für die ganze Bevölkerung begründbar.
- Dagegen steht nicht der Hinweis auf die persönliche Freiheit, die nicht absolut ist, sondern da aufhört, wo sie die Freiheit des anderen betrifft.
- Dagegen steht nicht der Hinweis auf ein persönliches Risiko, was offensichtlich kaum vorhanden ist und in keinem Verhältnis zum Risiko einer Infektion oder Infektionsweitergabe steht.
- Dagegen steht vor allem nicht der Hinweis auf eine Spaltung der Gesellschaft, die gerade erst durch diese Hängepartie vorangetrieben wird. Hier ist die Rolle der verschiedenen Regierungen etwa in Deutschland oder den Niederlanden sehr kritisch zu sehen, die harte Maßnahmen gegen die ganze Bevölkerung ankündigen und anscheinend auf diese Weise den Druck auf die Nichtgeimpften erhöhen wollen, ohne eine Impfpflicht auszusprechen. Das Ergebnis ist eine Verschärfung der Spaltung – nicht durch eine Impfpflicht, sondern durch Druckaufbau ohne Impfpflicht.
Wir stehen jetzt am Beginn der 4. Infektionswelle. Die Staaten haben alles Mögliche versucht. Man kann zu Recht fragen, ob diese Versuche optimal gelaufen sind, aber nach jetzt knapp 2 Jahren Corona kann man feststellen, dass es alles nichts gebracht hat: die nächste Welle kommt immer. Die bisherigen Maßnahmen erinnern an den Versuch, ein Feuer mit drastischen Maßnahmen zu löschen, ohne dabei aber an einen langfristigen Brandschutz zu denken, der das Ausbrechen des Feuers verhindert.
Die Frage, die sich stellt: kommen wir überhaupt aus diesem ewigen pandemischen Kreislauf heraus ohne eine halbwegs flächendeckende Impfung? Angesichts der Erfahrungen der letzten beiden Jahre muss man dies verneinen. Demgegenüber stehen die Zahlen von Ländern mit hohen Impfquoten, die über deutlich geringere Infektionszahlen und deutlich geringere Sterbezahlen verfügen und deren Bevölkerungen wieder ein normales Leben führen können.
Wenn eine Notlage vorliegt und wenn sich in der Tat die Impfung als einziger Ausweg aus der Pandemie erweist, hat der Staat das Recht und vielleicht auch die Verpflichtung, eine Impfpflicht einzuführen. Dieser Eingriff in die persönliche Freiheit wäre sicherlich wichtiger und besser begründet als viele andere Eingriffe, über die sich keiner aufregt.
Ausgezeichnet, verständlich für Jedermann. Nach der Argumentationskette kann sich keiner mehr herausrede.
Meinst du, du könntese das bei Lanz plazieren? Das würde deiner Popularität gut tun.
Michael, du bringst es auf den Punkt!
Hervorragend, lieber Michael!!
Du hast eine besondere Gabe komplexe Themen sachlich und unter Berücksichtigung der wichtigsten Aspekten ( Soziologie , Psychologie und Ökonomie) facettenreich darzustellen um dann zu einem klaren Ergebnis zu kommen.
Glückwunsch
Liebe Grüße Barbara
Schlüssig, ehrlich, treffend.
Chapeau! Glasklare ethische Argumentation. Schick es an Herrn Spahn oder wer immer sein Nachfolger wird. Ich bin schon lange dafür, eine Impfpflicht einzuführen, wenn es sich ethisch und juristisch rechtfertigen lässt und eine offene Debatte darüber zu führen. Erste Lesung, zweite Lesung. Die Älteren von uns werden sich noch an solches Procedere erinnern können, wie man Gesetze auf den Weg bringt.
Das Elend wurde einzig von der Politik selbst verursacht, daß man statt mit offenem Visier und rechtsstaatlichen Mitteln über eine Impfpflicht zu verhandeln, die Geimpften und die Ungeimpften gegeneinander aufgehetzt hat. Das war unredlich und feige zugleich und hat die Glaubwürdigkeit der Classe Politique nachhaltig beschädigt. Aber bei der Negativauslese des politischen Personals ist das nicht verwunderlich.
Sehr gut beschrieben und zusammen gefasst! Excellent!
Wie immer – SEHR GUT – lieber Michael!
Danke! Alles perfekt zusammengefasst!
Chapeau!
Ich schließe mich allen Vorkommentaren gerne an!
Hallo Michael
Ich bin mit deinen Ausführungen mehr als einverstanden und begrüße deine klugen und breit angelegten Überlegungen.
Nur die FDP mit der Du sympathisierst, speziell Christian Lindner, wird sich von deinen Ausführungen nicht beeindrucken lassen. In der FDP und bei ihm gilt die persönliche Freiheit derzeit als reine Ideologie, scheinbar unterstützt vom Grundgesetz – und fällt kategorisch gegen eine Impfpflicht aus.
Liebe Grüße
Sehr geehrter Herr Dr. Rasche,
Ihre Gedanken zu verfolgen ist stets ein großes Vergnügen und ich liebe Ihre Newsletter sehr. Auch die aktuelle Analyse zum Thema “Impflicht” ist bzgl. der Argumentationskette hervorragend und erscheint im Ansatz fehlerfrei.
Allerdings bitte ich Sie, einmal darzulegen, was sich am Fazit ändern sollte, wenn Sie sich nicht mehr in der Lage sehen, zu schreiben: “auf die Informationen verlassen, die ich bekomme, die ich allerdings auch auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüfen kann.”
https://www.youtube.com/watch?v=m2lBN2PKw2w
Dieses Video ist lediglich ein Zusammenschnitt von Original-Aussagen, chronologisch geordnet. Wie haben Sie denn Aussagen am 17.11. bereits nachprüfen können, wenn dazu der Prof. Marx vom DIVI Registers zwei Tage zuvor keine Stellung nehmen konnte, da benötigte Informationen bis dahin noch gar nicht erfasst wurden?
Das Verhalten der Politik in jetzt fast 2 Jahren, die Ignoranz gegenüber jeder Kritik, das komplette Verweigern von Diskurs, der nachhaltige ABbau von Intensivbetten sowie -pflegepersonal und der seit Beginn verwendete Kommunikations-Stil (= Infizierte werden zu Kranken, relative Mengen werden durch absolute Zahlen ersetzt (Schockwirkung verfolgend?), Maßnahme-Kritiker werden als Corona-Leugner diskreditiert u. v. a. m.) sind mir ein Rätsel.
Mein Impfpass ist voller Stempel, ich würde sofort und von Herzen gern einen Tot-Impfstoff wie u. a. durch Herrn Dr. Stöcker angeboten, akzeptieren. Dieser wird aber keineswegs durch ein Eilverfahren beschleunigt, sondern seit circa einem Jahr als “illegal” eingestuft und konsequent “abgeblockt”.
Dies alles führt zu einem gewissen Misstrauen, dass MIR eben nicht ermöglicht, die Medien so zu überprüfen, dass ich zur Impfung “ja” sage. Ich bin also gar kein Impfgegner, sondern ich mag es lediglich nicht, offenbar hinter das Licht geführt zu werden.
Wenn SIE helfen können, Aussagen der Politik wirklich zu überprüfen, so folge ich von Herzen gern Ihrer Argumentationskette. Aber …..?
Herzliche Grüße
Detlev Esser
Lieber Herr Esser,
wir brauchen uns nicht über das nahezu flächendeckende Versagen der Politik unterhalten. Darüber habe ich mich auch schon oft geäußert, seit Beginn der Pandemie. Zum Versagen der Politik gehört auch, keine oder zu wenige Daten über die Wirkung der durchgeführten Maßnahmen zu erheben und auch, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt weniger Intensivbetten haben als vor der Pandemie. Dies sind Fragen, die sicher kritisch angeschaut werden müssen. Dies betrifft die Vergangenheit. Dummerweise haben wir aufgrund der Fehler der Vergangenheit ein Problem in der Gegenwart. Und hier ist eindeutig, dass das Impfen die Pandemie bremst und die Situation in den Krankenhäusern erleichtert. Dazu reicht ein Blick in Länder, die hohe Impfquoten haben (Brasilien, Portugal usw.), leere Krankenhäuser und keinen Lockdown vor der Brust.
Was Herrn Stöcker betrifft: ich bin kein Mediziner, allerdings hat sein Medikament keinerlei reguläre Testläufe mitgemacht, soweit ich weiß. Und hier ist wohl das Problem. Die Testläufe soll man gerne machen. Warum ich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt seinem Medikament mehr Vertrauen sollte als denen, die gerade getestet im Gebrauch sind, erschließt sich mir nicht.
Bei alldem geht es nicht nur um Aussagen der Politik, sondern auch der Wissenschaft. Wissenschaft ist nie ein Konsens, sondern immer Diskussion. Wenn allerdings Einzelkämpfer auftreten und es besser wissen wollen als der Konsens der anderen Wissenschaftler, dann kann ich seinen persönlichen Mut bewundern, bin allerdings erst einmal skeptisch.
Vielen Dank für diesen tollen Artikel!