Wenn Begriffe zu oft gebraucht werden, dann verwässern sie. Sie werden undeutlich, beliebig und sagen irgendwann nichts mehr aus.

Mit dem Wort „Management“ scheint es ähnlich. Spätestens als die berühmten „Facility-Manager“ auftraten, wußte man kaum noch, für was genau eigentlich „Manager“ steht.



Ich bin ein Freund der Geschichte. Ursprünge erklären so vieles. Was bedeutet eigentlich das Wort „Management“? Wo kommt es her?

Woher dieses Wort ursprünglich kommt, ist umstritten. Klar, es gibt das englische Verb „to manage“, aber wo kommt das her?

Wie so oft steht das Lateinische am Anfang: wahrscheinlich stammt es von „manus“ („Hand“) und „agere“ („führen“), es geht also darum, etwas oder jemanden an der Hand zu führen. Man denke an die „Manege“, in der ein Pferd an der Hand geführt wird oder an das italienische “maneggiare” (“ein Pferd in der Manege führen”).

Ein Manager ist also jemand, der die Aufgabe hat, etwas oder jemanden zu begleiten und an der Hand zu führen.

Das „Management“ taucht erstmals im Amerikanischen auf, wesentlich durch das „Scientific Management“ Frederick W. Taylors 1911. Von da an ist das Thema „Management“ fester Bestandteil der Betriebswirtschaftslehre.

Taylor unterschied in einem Unternehmen erstmals zwischen denen, die „planen“, den Managern, und denen, die die Planungen ausführen, den Arbeitern. Kopf- und Handarbeit wurden damit klar getrennt. Die verschiedenen Funktionen im Unternehmen konnten sich immer mehr spezialisieren, das Unternehmen wurde damit immer effizienter.

Hätte es den Manager-Beruf schon vorher gegeben, müsste man sagen, dass er dabei etwas verlor. So muss man jetzt sagen, dass die Entwicklung des Managers eine gewisse Verengung gegenüber dem darstellt, was „Management“ eigentlich bezeichnet: das „an die Hand nehmen“.

Hierbei geht es auch um das „an die Hand nehmen“ der Mitarbeiter, aber nicht nur. Es geht um das „an die Hand nehmen“ des gesamten Unternehmens.

Ein Unternehmen ist etwas Lebendiges, es ist der tägliche Versuch, aus dem Chaos vieler Menschen und Maschinen ein funktionierendes Gebilde zu machen. Und genau hier liegt die Aufgabe des Managers, so Peter Drucker, einer der Management-Päpste des letzten Jahrhunderts:

„Ohne die Institution gäbe es kein Management. Aber ohne das Management gäbe es nur einen Mob, keine Institution.“




Zum Management gehören Dinge wie Verwaltung, Kontrolle, Organisation. Aber das greift noch nicht so wirklich. Management definiert sich sehr viel umfassender dadurch, das Unternehmen oder eine Organisation „an die Hand zu nehmen“ und es so führen, dass es gut weitergehen kann.

Ein Manager darf sich nicht über die Macht definieren, sondern über seine Funktion. Sonst wird er zum Tyrannen oder zum eitlen, leeren Maßanzugständer. Die Perspektive des Managers darf daher nicht diejenige sein, wieviel Macht er hat, sondern was das Unternehmen braucht, um gut zu funktionieren.

Nicht auf die eigene Macht zu schielen, sondern sich in den Dienst einer Sache (des Unternehmens) zu stellen, hat nichts mit Buckelei zu tun, sondern setzt eine gute und starke Führungspersönlichkeit voraus, damit es gelingen kann. Denn dieses Gelingen setzt Gestaltungskraft voraus. Wenn diese Persönlichkeit allerdings sich selbst über das Unternehmen stellt und keine Grenzen kennt, dann ist das Ergebnis ein Manager à la Trump.

Eine starke und durchsetzungsfähige Persönlichkeit zu haben, sich aber durch seine Funktion begrenzen zu können, ist die wesentliche Grundlage eines guten Managers, vom Dax-Konzern bis zum Taubenzüchterverein, von der Politik bis zur Kirche.

 

Der Manager ist derjenige, der etwas „an die Hand nimmt“ (, damit es gut funktioniert. Dieses „Hand-die-Hand-nehmen“ besteht nicht darin, sein Gegenüber einen Strick um den Hals zu binden und durch die Manage zu schleifen. „Führen“ ist nicht „Ziehen“.

Diesen Unterschied zu kennen, entscheidet viel.