Es gibt die Kultur eines Unternehmens.
Diese Kultur ist dasjenige, was jeden Tag im Unternehmen zwischen den Mitarbeitern abläuft: wie sie sich verhalten, wie sie miteinander umgehen, auf welche Probleme sie sensibel reagieren und auf welche gar nicht, wie schnell oder langsam sie arbeiten … All diese Dinge sind Teil der Unternehmenskultur, die wiederum nicht vom Himmel fällt, sondern im Laufe der Geschichte des Unternehmens gebildet wird – jeden Tag aufs Neue.
Dann gibt es noch die Strategie eines Unternehmens.
Die Strategie beschreibt den Weg, den ein Unternehmen gehen will, um bestimmte Ziele zu erreichen: die Produktion eines Artikels, die Marktführerschaft, den Aufbau eines neuen Werkes … Die Strategie beschreibt möglichst genau und präzise den Plan, den das Unternehmen abarbeiten muss, und gibt damit die Richtung vor, in die das Unternehmen gehen soll.
Wie soll man das Verhältnis von Unternehmenskultur und Strategie beschreiben?
Hier hat der Ökonom Peter Drucker einen Satz geprägt, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt:
„Culture eats strategy for breakfast.“
Peter Drucker (1909-2005), ursprünglich Österreicher und als Jude in den 30er Jahren in die USA emigriert, gilt als einer der bedeutendsten Managementdenker des letzten Jahrhunderts.
Was zeichnet für Drucker ein erfolgreiches und gutes Unternehmen aus?
Er nennt Faktoren wie Motivation, Innovation und Marketing. Diese Faktoren sind sämtlich Teil der Unternehmenskultur. Sie ist es, die ein Klima entstehen lässt,
- das die Mitarbeiter motiviert (oder eben auch nicht),
- das Innovationen begünstigt (oder eben auch nicht)
- und das im Marketing glaubwürdig nach außen transportiert werden kann (oder eben auch nicht).
Diese Dinge sind Konsequenz einer bestimmten Unternehmenskultur.
Die Strategie hat keine Chance
Leider ist es oft so, dass eine strategische Entscheidung getroffen wird und auf diese Entscheidung hin soll dann die Kultur des Unternehmens umgebaut werden – so sie denn überhaupt beachtet wird. Dann passiert meistens das, was Drucker benannt hat: die Strategie wird von der Kultur zum Frühstück verspeist.
Was geschieht da?
Der grundsätzliche Fehler besteht darin, die Unternehmenskultur zu unterschätzen. Die Kultur eines Unternehmens ist zäh – in guten Dingen wie in schlechten. Natürlich kann man die Kultur eines Unternehmens verändern, aber nur sehr behutsam und vor allem unter Berücksichtigung der Faktoren, die für die Unternehmenskultur entscheidend sind (vgl. dazu den Blog: Unternehmenskultur: das Spiel über die Bande).
Wenn das nicht passiert, man also die Unternehmenskultur nicht berücksichtigt und eine strategische Entscheidung trifft, dann wird diese Entscheidung in den Bereichen keine Chance haben, in denen sie der aktuell vorherrschenden Unternehmenskultur nicht entspricht.
Strategie abhängig von der Unternehmenskultur
Strategische Entscheidungen alleine können keine Unternehmenskultur verändern. Bloß weil die Führungsebene entscheidet: wir brauchen mehr Innovation! wird es nicht mehr Innovation im Unternehmen geben.
Sondern nur dann, wenn man es schafft – sofern noch nicht vorhanden – eine innovationsfreundliche Kultur im Unternehmen zu etablieren.
Strategische Entscheidungen alleine können keine Unternehmenskultur verändern. Umgekehrt ist es die Unternehmenskultur, die darüber entscheidet, was im Unternehmen möglich ist und was nicht. Dies ist bei jeder Art strategischer Entscheidungen zu berücksichtigen.
- Wenn es um die Entwicklung eines neuen Produktes geht: passt es zur Unternehmenskultur? Lassen sich die Produktionsabläufe und das Produkt selbst in die bestehende Kultur integrieren?
- Wenn es um die Zusammenführung zweier Abteilungen geht: welche Unternehmenskultur herrscht jeweils in den Abteilungen vor? Wo sind sie miteinander kompatibel, wo nicht?
- Wenn es um die neue Leitung einer Abteilung geht: in welche Kultur hinein muss sie nun arbeiten? Wo muss sie sich anpassen? Wo muss sich die Abteilung anpassen?
Strategie gelingt dann, wenn sie die bestehende Unternehmenskultur berücksichtigt. Sonst wird sie von der Kultur zum Frühstück verspeist. Und sie ist sehr hungrig.
Literaturempfehlungen:
Drucker, Peter: Management.
Drucker, Peter: The Effective Executive: Effektivität und Handlungsfähigkeit in der Führungsrolle gewinnen.
Drucker, Peter: Was ist Management?
Die große Herausforderung besteht doch auch darin, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, welche unethisches Verhalten eindämmt und ethisches dementsprechend fördert. Dies kann man doch nur wirklich analysieren und verbessern, indem man die Wahrnehmung der Unternehmenskultur durch die Mitarbeiter messbar macht. Was halten Sie davon Herr Rasche?