Eine Szene aus dem berühmten Roman „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa.

Mitte des 19. Jahrhunderts: Das alte, adlige Italien ist vor dem Untergang, das neue, national vereinte und demokratische Italien steht vor der Tür.

Die Adligen, welche bis dahin die Macht besessen haben, wissen nicht, wie sie mit diesen Veränderungen umgehen sollen. Der alte Fürst macht seinem Neffen Tancredi Vorhaltungen, warum dieser sich für die neue Sache – das demokratische Italien – engagieren würde.

Tancredi antwortet mit einem Satz, der legendär wurde:

„Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist.“

Quelle: www.wikipedia.org

Dieser Satz ist gerade in Italien durchaus zynische Realität gewesen in Eliten und Politikerkasten, welche die Fähigkeit besaßen, sich immer neu zu produzieren und deshalb an den Zuständen im Land nichts ändern mussten.

Es soll hier aber weniger um die Beschreibung der italienischen Politik gehen – das würde jeden Blog sprengen –, als vielmehr darum, dass in diesem legendären Satz etwas ausgesprochen wird, das auch für Unternehmen durchaus relevant ist.


Veränderung – ein Muss

Wie eine ganze Gesellschaft oder eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft ist auch ein Unternehmen gezwungen, sich immer wieder zu verändern. Alles, was leben will, muss sich verändern, sonst geht es unter.

Ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, sich immer wieder neu zu hinterfragen und Veränderungen durchzuführen, wird nicht überleben. Und dies gilt gegenwärtig mehr denn je.

Spätestens mit dem Stichwort „VUCA-Welt“ ist es salonfähig geworden: Wir leben im schnellsten Zeitalter, das es je gab.

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Hat sich etwa das menschliche Wissen zu Beginn der Industrialisierung in etwa 100 Jahren verdoppelt, gehen Forscher für die heutige Zeit von zwei bis fünf Jahren aus. Alleine diese Zahlen zeigen die Explosivität dieser Entwicklung, die auf alle Lebensbereiche des Menschen ausstrahlt.

Immer neue Erfindungen und immer neue Beschleunigungen sorgen dafür, dass diese Entwicklung  anhält und sich noch weiter steigert. Gleichzeitig sorgen sie für immer neue Herausforderungen, für den einzelnen Menschen, für ganze Gesellschaften und natürlich auch für die Unternehmen. Nicht umsonst wurde der Gorbatschow zugeschriebene Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ zu einem geflügelten Wort, das allgemein gültig zu sein scheint.

Die Unternehmen befinden sich in einem Dauerkrieg: das Reagieren auf neue Situationen wird zum herausfordernden Normalzustand. Die Branche der Unternehmensberater hat hier einen wichtigen Schwerpunkt erkannt. Wenn Veränderungen zum Dauerthema werden, ist der Bedarf an Beratung über Veränderungsprozesse und strategische Neuausrichtungen umso größer. Change Management wird zum Dauerzustand.

 

Philosophie

„Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist.“

Dieser Satz des Tancredi beschreibt die Notwendigkeit, Änderungen vorzunehmen – nicht um die eigene Identität zu zerstören, sondern um sie zu bewahren. Wie auch die Gesellschaft als ganze besteht ein Unternehmen aus Elementen, die seine eigene Identität beschreiben, die sich zwar ständig ändern müssen, aber dennoch ihren Kern bewahren müssen.

Was kann die Philosophie hier tun?

Bereits die klassische Philosophie im alten Griechenland hat etwas gemacht, was im modernen Change-Management überlebenswichtig sein kann: die Wirklichkeit erklärt, indem Unveränderliches von Veränderlichem unterschieden wird.

Quelle: www.wikipedia.org

Was heißt hier unveränderlich? Wahrscheinlich gibt es im Unternehmen nichts, was absolut unveränderlich ist. Aber es gibt Elemente, die nur sehr mühsam veränderlich sind und die die Identität eines Unternehmens ausmachen.

Dem stehen Elemente gegenüber, die leicht veränderbar sind, weil sie sowieso nur vorübergehend Teil des Unternehmenslebens sind, weil ihre Lebensdauer sehr begrenzt ist usw.

Die Wahrnehmung unveränderlicher und veränderlicher Elemente ist praktisch unverzichtbar, wenn es darum geht, Veränderungsprozesse in einem Unternehmen zu initiieren:

  • Was ist uns als Unternehmen so wichtig, dass es unveränderlich und unverzichtbar ist?
  • Was ist unser Kern? Was macht unsere Identität aus? Und was nicht?
  • Was muss ich ändern? Was kann ich ändern? Was darf ich unter keinen Umständen ändern?

Die Philosophie als methodisches Denken ist auf diese Weise eine unverzichtbare Grundlage, überhaupt das Veränderungspotential eines Unternehmens feststellen und damit realistisch planen zu können.