Es ist kein Zufall, dass es Unternehmensberatungen gibt. Es ist kein Zufall, dass es sie gibt und wie es sie gibt.
Die Branche der Unternehmensberatungen ist aus bestimmten Gründen vor über 100 Jahren entstanden und hat sich immer wieder aus bestimmten Gründen in einer bestimmten Art und Weise weiterentwickelt.
Vor einigen Monaten habe ich in in zwei Blogs der Ursprung und die erste große inhaltliche Entwicklung, das Scientific Management, dargestellt. Nach diesen beiden Blogs gab es wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen Themen eine längere Pause, aber die Geschichte der Unternehmensberatung geht natürlich weiter. Auch hier.
Das Scientific Management
Das Scientific Management, das Frederick W. Taylor (1856-1919) begründet hatte, war und ist dadurch gekennzeichnet, das gesamte unternehmerische Leben in Zahlen zu gießen, damit vergleichbar und berechenbar zu machen und aufgrund dieser daraus gewonnenen Kenntnisse das Unternehmen effektiver zu machen.
Mit diesem Anspruch entstanden die ersten großen Unternehmensberatungen Anfang des 20. Jahrhunderts und wurden zu ganz entscheidenden Faktoren der Öknomomie.
Elton Mayo
Aber bereits in den 1930er Jahren erwies sich das „Scientfic Management“ als einseitig.
Der Amerikaner Elton Mayo (1880-1949) führte von 1924 bis 1933 im Hawthorne-Werk in Chicago umfangreiche Studien durch, in denen die Arbeitsleistung der Mitarbeiter vor dem Hintergrund der Arbeitsbedingungen untersucht wurde.
Die Erkenntnisse dieser als „Hawthorne-Studie“ berühmt gewordenen Untersuchung revolutionierte die Managementlehre.
Sie machte deutlich, dass die Arbeitsleistung nicht nur abhängig ist von objektiven Faktoren, von Zahlen und Nummern im Sinne des „Scientific Management“ Taylors, sondern in viel größerem Ausmaß von sozialen Faktoren.
Elton Mayo wurde so zum Begründer der Betriebssoziologie. Die Arbeitsleistung bzw. die Situation des Mitarbeiters wird auf die zwischenmenschlich-sozialen Verhältnisse hin untersucht.
Der Faktor „Mensch“ wird nun in den Blick genommen. Die vermeintlich objektiv-wissenschaftliche Perspektive Taylors zeigte sich als zu kurz gegriffen, um das Funktionieren eines Unternehmens (und das Funktionieren der Leitung des Unternehmens) zu erklären.
Nun griff eine ganzheitlich-humanistische Sicht auf die Arbeitsbedingungen im Sinne der „human relations“.
Themen wie zwischenmenschliche Beziehung, Arbeitszufriedenheit, Motivation, Kommunikation und Führungsverhalten sind seitdem fester Bestandteil des unternehmerischen Handelns und damit auch der Management- und Betriebswirtschaftslehre.
Das “Social Management”
Neben das wissenschaftliche Management tritt nun das soziale Management: das Unternehmen wird als ein soziales System erfasst.
Zahlen und Psyche sind wichtig.
Effektivität, aber auch Faktoren wie Motivation und Führungsverhalten sind entscheidend. Entsprechend ging es den Unternehmen nun darum, die eigenen sozialen Strukturen effektiver zu organisieren.
Es entstanden systemische, soziologische und psychologische Beratungen. Sie sind eine logische Konsequenz dieser neuen Perspektive des Managements.
Anfang des 20. Jahrhunderts war es das Anliegen des Managements und der Managementberatung, ein Unternehmen in Zahlen auszudrücken und die Effizienz zu steigern.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts rückt nun der Mitarbeiter als soziale Größe in den Vordergrund.
Damit verschiebt sich auch der Inhalt der Beratung: von der Effizienz- zur Strategieberatung, die danach zum dominierenden Bestandteil der Managementberatung wurde.
Bis zum nächsten Entwicklungsschritt.
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